Ich schabte die Maus

In einer vergessenen Ecke meiner Küche fand ich eine Kiste, in der eine tote Maus lag. Mit einem Holzlöffel versuchte ich angewidert, die tote Maus vom Boden des Kartons abzuschaben, aber sie klebte fest. Sie roch nach überhaupt nichts. Mein Kratzen wurde immer wütender, weil sie sich nicht lösen wollte, als plötzlich meine Hand von einem ungeheuren Sog in die Kiste hinein gezogen wurde.
Schweiß bildete sich zwischen meinen Schulterblättern.
Das Fell sprang auf meine Hand über und begann sich in Form eines verwirbelten Pelzes, wie er bei neugeborenen Tieren vorkommt, auf mir fortzusetzen. Die Haare wuchsen wie ein Schatten.
Die Maus war weiß gewesen, das Fell wuchs mir jedoch seltsamerweise schwarz.
Ich wußte nicht, ob ich den Kochlöffel überhaupt noch festhielt, ich fühlte nicht einmal eine Wärme, die durch das Fell hätte zustande gekommen können. Mir kam meine Hand und immer mehr auch der Arm abhanden.
Ich sah dem Wuchs zu. Der Kopf wurde zuletzt erfasst.

Es war wie ein riesiger Klumpen, den die Eulen auswürgen, wenn sie ein Nagetier gefressen haben, verfilzter Mauserest. Gewöll.

Am nächsten Tag kam mein Geliebter und fand nur diesen Haufen.
Er stand davor und atmete ganz flach.
Mit einem Ruck nahm er meine Haarbürste und kämmte das Fell mit seinen Tränen glatt. Dann ließ er sich daraus einen Mantel machen und zog ihn nie mehr aus.




  • Das Tagebuch vom langen Januar
  • Kurzgeschichten