Asseln im Mund
Jede Geschichte beginnt in der Zunge. Die Zunge müsste fürchten, heruntergeschluckt zu werden, wenn sie nicht festgewachsen wäre. Früher war die Zunge ein Parasit im menschlichen Körper, Stationäre Parasiten bleiben einem Wirt treu.
aber mit der Zeit machte sie sich unentbehrlich.Parasiten, die auf eine einzige Wirtsart spezialisiert sind, nennt man monoxen.
So wurden die Laute hart und spitz gemacht.Eine durch Parasiten verursachte Krankheit oder Schwächung nennt man Parasitose
Die Menschen fingen an, sich damit zu verletzen.Eine Anthroponose ist eine allein auf den Menschen beschränkte Parasitose.
Oder mit ihren Geschichten kleine Stiche auf der Haut eines Anderen zu hinterlassen. Die Worte beginnen mit kleinen Nähmaschinenstichen an der Unterkante der Extremitäten. Mein ganzer Körper ist von solchen Linien übersät. Wenn sich die Geschichten auf den Rumpf nähten dann oft auf einen Fleck. Die kleinen runden Fadenerhebungen sehen aus wie einen weitere Brustwarze. Ich muss meine Kleidung zwei Nummern größer kaufen, weil die Fäden so auftragen. Unter all diesen Fadenlinien ist mein Körper klein und schmal. Was kann man gegen diese verwobenen Fäden, den ganzen angesammelten Stoff tun? Ihn ausbrennen? Ich könnte mich bei der Altkleidersammlung abgeben, aber wer wird mich noch einmal verwenden wollen? Ich bin abgelaufen. Wenn ich mir die Zunge abschneide, haben die Linien keine Wurzeln mehr und werden absterben, leise verdorren und dann abfallen, hinter mir eine Spur aus brüchigen Fäden, wenn ich spazieren gehen. Ich werde meinen Körper wiederfinden, längst überschriebene Muttermale werden wieder zum Vorschein kommen und ich werde sie zählen. Ein Tranchiermesser. Dann quetsche ich die Zungenspitze in eine Streichholzschachtel und ich werde frei sein. Frei sein. Mit einem Schnitt ein tragbares Gedächtnis zeugen, frei handhabbar. Der letzte Faden ist der aus Blut, aus meinem Blut, vom Mund in den Boden. Dort versiegt er, ohne ein Wort von irgendjemand. Die Abteilung der Fischasseln, Cymothoadae, der Familie der Krebse zugehörend, besteht vorzugsweise aus Arten, welche auf der Haut oder den Kiemen der Fische schmarotzen. Der kleine Kopf und die entweder nur an den drei ersten oder an allen Paaren der Beine befindlichen großen Klauen sind für diese Asseln charakteristisch, die Lauffüsse sind zu Klammerfüssen umgewandelt. Statt leicht beweglich kleine Beute aufzusuchen hängen sie sich an größere fest, aus ihren Säften und weichen Teilen die Nahrung nehmend. Nur ein Zungenschlag. Ein Schnitt. Und alles fällt ab. Cymothoa exigua ist eine große Assel. Sie frißt die Zunge ihres Wirtes auf, setzt sich dann an die Stelle des Organs im Mund fest und übernimmt die Arbeit der aufgefressenen Zunge. Der Parasit läßt einen kleinen Stummel der Wirtzunge übrig und klemmt sich dann mit seinen Beinchen daran fest.
Wurmartige, vertrocknete Fäden werden mir aus den Hosenbeinen fallen. Kein Vogel wird sie aufpicken Der Schritt nach vorn, die Spur hintendrein. |
|
|||