Herzklappen als Ware

Mit meiner Tupperdose unter dem Arm wollte ich mir zwei neue Herzklappen vom Metzger erbetteln, aber dort angekommen konnte ich es nicht. Vor Stolz.
Ich ging nach Hause, schüttelte meinen Kanarienvogel und aus seinem Schnabel fiel sein Herz. Ich schälte es aus den gelben Klappen und steckte das innere Herz dem Vogel wieder in den Schnabel. Nach einem kurzen Moment der Verwunderung pfiff er wieder fröhlich, nur etwa eine Oktave höher.
Ich briet mir die beiden Seiten in Butter und setzte mir die Herzklappen mit einem Schnalzgeräusch ein. Nicht nur, dass es meinem Herz wieder besser geht, ich kann jetzt auch pfeifen wie ein Grundschullehrer.

In den letzten Tagen wurde die Stimme von meinem Vogel immer tiefer, er schien in den letzten Minuten vor seinem Tod nur noch Geheimnisse zu flüstern. Als er heute morgen starb, ging ich in die Apotheke und kaufte mir Tränenflüssigkeit in kleinen Ampullen und immer wenn ich jetzt an ihn denke öffne ich eine Ampulle und schütte sie aus dem Fenster.
Das Salz trocknet auf meiner Fensterbank weiß auf.



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