double 1/2012
Assoziationen in Hülle und Fell
von Kerstin Turley

(gekürzt)
In durch Licht und Ton abgegrenzten Sequenzen durchlaufen die Figuren Entwicklungen, die in starke Bilder umgesetzt werden. Antje Töpfer als entflohene Prinzessin mit einer großen physischen Präsenz, verstärkt durch ihr maskiertes und mit Haaren verhülltes Gesicht.
Konträr dazu das andere »Weibsbild« (Anna Peschke), eine Titania in knappen Outfit und hohen Plateaustiefeln. Schnell wird deutlich, dass ihre nachgelegte Wimperntusche mit der Rußmaskierung der Prinzessin korrespondiert und spätestens bei ihren fieberhaft ausgeführten Aerobic-Übungen erscheint sie fast verzweifelt, dabei ungemein verletzlich. Grotesk wird es, wenn sie mit Klebeband versucht, vermeintliche Problemzonen in Form zu zurren und sich dabei bis zur Bewegungsunfähigkeit einschnürt.
Jetzt erst treten beide Figuren in Beziehung zueinander. Die Prinzessin zerschneidet Titanias Klebebandfessel, es findet eine anrührende Begegnung auf Augenhöhe statt. Sie hüllen sich in das Eselfell, wischen sich gegenseitig die Schminke bzw. die Maske aus dem Gesicht, öffnen ihre Haare, bewegen sich gelöst und drehen sämtliche auf der Bühne befindlichen Felle mit der Haut nach oben – Die Häutung als Befreiung. Das sind eindringliche Bilder.
Dass die zahlreichen Metaphern nicht öfter ins Plakative abgleiten ist dem körperintensiven Spiel vor allem von Antje Töpfer zu verdanken. Die Dichte Präsenz der Bilder trägt dazu bei, dass die Geschichte emotional bewegt und mental anstößt.