Neue Zeitschrift für Musik (Ausgabe 2.2012)
Von Walter-Wolfgang Sparrer

Die vier Erzählungen aus Winfried Georg Sebalds Die Ausgewanderten (1992) bilden den programmatischen Kern von Sarah Nemtsovs Zyklus A long way away. Passagen für neun Instrumentalisten (2010/11). Abendfüllend erweitert wurde dieser Zyklus um Stücke nach Walter Benjamin, Marcel Proust und Mirko Bonné. Es handelt sich vorwiegend um Instrumentalmusik, bei der szenisch verdeutlicht wird, worauf die Musik sich bezieht: Erinnerungsbilder an die Kindheit, an die Heimat sowie Übergänge ins Land der Emigration. Die Inszenierung von Anna Peschke deutete weniger eine Handlung als Orte an – durch Requisiten wie alte Möbel, Küchengeräte, Kinderspielzeug, eine Schreibmaschine und dergleichen sowie die Bewegungen im Raum. Das Besondere der Inszenierung und vor allem an Nemtsovs Musik ist das Organische und Flexible der Verläufe sowie die wunderbare Kombinatorik instrumentaler und geräuschhafter Klänge, die sich gleichsam zwanglos natürlich und stets folgerichtig vermischen. Nichts Aufgesetztes, kein Krampf. Gut geprobt wurde dieses neue Werk vorgeführt von isländischen und deutschen Musikern des Berliner Ensembles Adapter unter der Leitung von Manuel Nawri.